Blogbeitrag von Philip Sloma

26. Juni 2016

Artikel 1:

Amish Country

Letzten Montag war ich an einem besonderen Ort - Amish Country. Dort hinzufahren ist gewissermaßen wie eine Zeitreise. Warum? Dort leben die Amish people, ein Volk, welches sich aus dem Glauben heraus bescheiden verhält und bescheiden lebt. In Deutschland kennt man meist die traditionellen Amischen, welche komplett auf moderne Systeme bzw Gegenstände, unter anderem Technik, verzichten. Hier beginnt quasi die Zeitreise ins 19. Jahrhundert. Daneben gibt es auch die Mennoniten, die moderne Mittel und Technik akzeptieren und verwenden. Diese sind meist im Tourismus der Region tätig. Tatsächlich verschreibt Amish Country sehr hohe Besucherzahlen. Die Leute kommen wegen den freundlichen Menschen, der Faszination an ihrer Kultur, der schönen Bauernhöfe, Örtchen und Landschaft, und nicht zuletzt aufgrund der kulinarischen Köstlichkeiten aus der Amischen Küche. Die Amish stammen aus der Schweiz und dem Südwesten Deutschlands, weshalb sie auch einen schwäbischen Dialekt sprechen. Sie siedelten aufgrund europaweiter Verfolgung in die USA über. Die Amischen haben sich im 15. Jahrhundert im Zuge der Reformation von der katholischen Kirche abgespalten. Sie setzten in ihrem alltäglichen Leben auf Schlichtheit, harte Arbeit und tiefen Glauben an Gott. Und so leben sie noch heute. Das ist auch der Grund warum sie sich vom modernen Leben abgrenzen. Sie sehen die oben genannten Werte, durch den modernen Lebensstil gefährdet. Dennoch sind sie sehr offen zu Besuchern und Interessierten, wie ich freudig feststellen konnte!

Mein Ausflug begann am frühen Morgen mit einer zweistündigen Fahrt in den Nordosten Ohios. Zunächst sahen wir vor einem Antiquitätenladen nahe Amish Country einen riesigen Hahn. Das war ein Foto wert! Anschließend besuchten wir in Amish Country einen weiteren Laden, in welchem amische Werkzeuge angeboten werden. Amische haben in den ganzen USA einen Ruf des guten Handwerks mit Holz. Sie stellen Möbel und Haushaltsgegenstände her und dies ganz ohne moderne Hilfsmittel! Den ganzen Tag über waren wir nebenbei eigentlich nur am Essen. Die Amische Küche ist legendär! Köstlichkeiten, die es zu probieren gilt, gibt es an jeder Ecke.
Im zentralen Museum der Gegend in Berlin (ja, der Ort heißt genauso wie unsere Bundeshauptstadt) erhielten wir einen umfassenden Einblick in die amische Geschichte und Lebensweise. Das Museum wurde von einem aus dem Allgäu stammenden Künstler gegründet, um der Öffentlichkeit die Welt der Amischen zu erklären und verständlich zu machen.
In Amish Country bin ich freundlichen und offenen Menschen begegnet, die tief in ihrem Glauben verwurzelt sind. Es ist definitiv falsch die Amischen für ihre Lebensweise zu verurteilen! Sie haben eine interessante Lebensweise und eine interessante Konfession! Und sie haben das Recht so zu leben, wie sie möchten. Ebenso falsch ist es, die Amischen als rückständig zu bezeichnen. Sie verstehen die Probleme unserer Zeit genauso wie wir sie in unserem alltäglichen Leben feststellen. Und wenn es ums glücklich sein geht, kann so mancher auf dieser Welt noch etwas von ihnen lernen!

Artikel 2:

Ende des Auslandsjahres

 

Das Ende meines Auslandsjahres in den USA steht bevor. Elf Monate sind vergangen seit ich am Flughafen JFK in New York in den USA angekommen bin. Elf Monate voller Höhen und Tiefen, elf Monate in denen ich fürs Leben gelernt habe. Ich habe viele Orte gesehen, neue Perspektiven kennengelernt, viele Menschen getroffen und Erfahrungen gemacht, die ich wohl nie gemacht hätte, wäre ich nicht nach Amerika gegangen. Ich habe mich in eine fremde Kultur integriert und habe tolle Zeiten mit meiner Gastfamilie verbracht. Ich habe mein Englisch verbessern können und habe auch über die amerikanische Politik und Identität Einiges in Erfahrung bringen können, was zahlreiche amerikanische Prinzipien als sinnvoll erscheinen lässt.
Kurz gesagt habe ich mich in den Vereinigten Staaten richtig eingelebt. Ich habe zwar mein Leben in Deutschland immer Hinterkopf behalten, doch war es schon ein Leben für sich. Auch hier hatte ich Vieles zu bewältigen. Durch die lange Zeit, in der ich hier war erkannte ich ebenfalls mehr und mehr Gemeinsamkeiten zwischen deutscher und amerikanischer Kultur. Rückblickend war es ein Jahr, welches so vieles mit sich brachte! Ich kann definitiv sagen, dass es sich voll und ganz gelohnt hat das Jahr anzutreten!
Nun muss ich wieder nach Deutschland zurück. Dem Rückflug blicke ich mit gemischten Gefühlen entgegen. Einerseits freue ich mich, wieder mein altes Umfeld, meine Familie und Freunde zu sehen. Andererseits werde ich Amerika und meine dortige Familie und dortigen Freunde vermissen. Ich bin quasi in einer fifty-fifty Situation. Es bleibt mir nichts anderes übrig als einfach durch die Abreiseprozedur zu gehen. Die Zukunkt liegt vor mir und ich werde sicher noch einige Male in meinem Leben die Vereinigten Staaten besuchen, vielleicht sogar beruflich mit ihnen zu tun haben.
Die Erfahrungen meines Auslandsjahres werden auf jeden Fall immer ein Teil von mir bleiben!
An dieser Stelle möchte ich nochmals Herrn Rainer, MdB, danken, da er mir die Teilnahme am PPP möglich gemacht hat!

Blogbeitrag vom 29. April 2016

Cincinnati und Kentucky

Vor einer Woche war ich mit anderen Austauschschülern zwei Tage in Cincinnati. Bei brütender Sommerhitze gelang es uns sogar einen Sprung über den Ohio River nach Kentucky machen. Es war ein aufregendes Wochenende an welchem wir gemeinsam so einige spannende Entdeckungen machen konnten.

Am Freitagabend kamen wir nach zweistündiger Autofahrt von Columbus im Norden von Cincinnati an. Gemeinsam mit Austauschschülern aus vier Ländern besuchten wir Jungle Jim's, einen Supermarkt der Superlative, in dem es die größte Auswahl an klassisch amerikanischen und internationalen Lebensmitteln gibt. Attraktionen wie ein singender Elvis-Bär oder ein Dixi-Klo, das gleich mehrere Räume hinter sich verbirgt, waren auch noch geboten. Nach dem Eilen von der Auswahl von deutschen Lebensmitteln zu amerikanischen Delikatessen, waren wir hungrig, weshalb wir uns auf zur Old Spaghetti Factory machten. Dies ist ein amerikanisiertes italienisches Restaurant, das jedoch zahlreiche Köstlichkeiten zu bieten hatte. Es wurde geredet, geschlemmt und gelacht. Nach ein paar Bahnen im Hotelpool, genossen wir Karamalz, welches wir zuvor bei JungleJim's erstanden haben. Malzbier findet sich in den USA so gut wie nirgends. Selbst MezzoMix, uns Deutschen als zutiefst amerikanisch erscheinendes Produkt, habe ich bisher nur bei Jungle Jim's gesehen. Mein Gastbruder, welcher mit auf den Trip kam, war fasziniert von der Köstlichkeit beider Getränke.

Der Samstag sollte ein fantastischer Tag werden. Nachdem mir beim Frühstück das Oatmeal in der Mikrowelle explodiert ist, lief ansonsten alles bestens. Wir begaben uns nach Downtown Cincinnati, wo wir mithalfen einen historischen Friedhof wieder auf Vordermann zu bringen. Auf jenem Friedhof waren sogar ein General des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges und mehrere Veteranen des Bürgerkrieges und des Unabhängigkeitskrieges begraben. Anschließend besuchten wir das National Underground Railroad Museum. Die Underground Railroad war vor und während des Bürgerkrieges ein Netz des organisierten Beistandes für entflohene Sklaven aus dem Süden (Kentucky war ein Staat in dem Sklaverei erlaubt war), welches den Sklaven helfen sollte, das vor Sklaven-Jägern sichere, Kanada zu erreichen. Das Museum war sehr informativ. Vor dem Museum stand sogar ein Stück der Berliner Mauer. Eine gute Gelegenheit, ein Bild von uns Deutschen zu machen. Nach einem stärkenden Mittagessen in einem Restaurant in Downtown Cincinnati kam es zu einem spannenden Ereignis - die Überquerung der Purple People Bridge nach Newport, Kentucky. Da noch keiner von uns jemals in Kentucky war, war es etwas Besonderes. Von der Brücke, direkt über dem Ohio River, bot sich uns sowohl nach Cincinnati als auch nach Kentucky ein wunderbarer Anblick. Als wir offiziell in Kentucky waren, musste ich jedoch zunächst zweifeln, ob das wirklich der Fall war, denn gleich in Newport befand sich ein bayerisches Hofbräuhaus mit traditionellem Maibaum. Sehr originell. Newport an sich strahlte bereits dieses sehr individuelle Südstaatenflair aus mit vielen Harleys, Trucks und feinen Stadthäusern.

Danach mussten wir leider wieder nach Hause. Der Aufenthalt war viel zu kurz, darüber war sich die ganze Gruppe einig. Jedoch konnten wir auf der Heimfahrt abschließend die unendliche Weite der Farmlandschaften Amerikas genießen. Diesen Trip wird keiner von uns je vergessen!

Beitrag vom 6.3.2016

Nun war also der Super-Tuesday. In zahlreichen Bundesstaaten wurde gewählt. Noch nicht in Ohio, das ist später dran. Ich habe zuvor von einer gewissen Wahlkampfmüdigkeit in meiner Umgebung gesprochen. Der Super-Tuesday wurde hier deshalb auch nicht ernsthaft wahrgenommen. Allerdings hat Trump einige Siege an diesem Super-Tuesday eingefahren, was hier wiederum eine große Besorgnis ausgelöst hat. In meiner Gastgemeinde ist man grundsätzlich gegen Trump, egal ob Demokrat oder Republikaner. Am Anfang des Wahlkampfs hat man Trump nicht wirklich ernstgenommen, hat Witze über ihn gemacht. Doch nun ist Schluss mit lustig, denn Trump hat nun ernsthafte Chancen finaler Kandidat der Republikaner und somit auch Präsident zu werden. Man meint hier, wenn Trump einmal Präsident ist, dann führt er Amerika in den Ruin, im Gegensatz es wieder „großartig“ zu machen, und vielleicht zerstört er auch die Welt. Hier würde man ihm als Befehlshaber über die amerikanischen Streitkräfte und Nuklearwaffen überhaupt kein Vertrauen schenken. Überzeugte Republikaner, welche noch nie in ihrem Leben einem Demokraten, egal bei welchen Wahlen, ihre Stimme gegeben haben, in deren Familien es Tradition ist, Republikaner zu sein, sagten zu mir, sie würden im November für den oder die Präsidentschaftskandidaten/-tin der demokratischen Partei stimmen, sofern Trump von republikanischer Seite dafür nominiert wird, um seine Präsidentschaft zu verhindern! Diese Angst vor Donald Trump herrscht auch an einigen anderen Orten in den USA und sie ist real!

Beitrag vom 27.2.2016

 

Präsidentschaftswahl im November, Vorwahlen in Iowa und anderen Bundesstaaten…

 

In meiner Gastgemeinde in Ohio, lässt man es in dieser Hinsicht ruhig angehen. Nur keinen Wahlstress! Da zieht man einen Spaziergang im Park oder einen Kinobesuch vor. Mit dem Nachbarn spricht man allenfalls über den milden Winter in Ohio. Lebensqualität kommt hier vor der Qual der Wahl (des Präsidenten). Die lokalen Zeitungen hier berichten kaum über hitzige Kopf an Kopf Rennen der Kandidaten, es gibt keine Wahlkampfveranstaltungen und die meisten Bürger hier schauen nicht einmal Nachrichten! Die Vorwahlen sind hier nichts Besonderes!
Kann man sich vorstellen, dass es sich hier um eine Region des Swing States Ohio handelt, dessen Stimmen einem Kandidaten den Einzug ins Weiße Haus gewähren? Nein? Ist aber so! Im Herbst steigt hier der finale Wahlkampf! Bei der letzten Wahl sogar kamen Obama und Romney persönlich hierher, um diese Vorstadt von Columbus jeweils für sich zu gewinnen, denn die Einwohner sind politisch ziemlich unterschiedlich eingestellt. Die Auswertungen der hiesigen Präsidentschaftswahlen bestätigten dies stets! Hier gibt es eben nur stille Demokraten und Republikaner die ihre politische Motivation nur aus ihrem Bau heraustragen, wenn es um die Wurst geht.
Gut, manchmal höre ich im Getümmel der Vorwahlen einen meiner Mitschüler über Trumps selbstverliebtes Hetzergebrüll Witze machen. Aber Trump ist hier so und so nicht beliebt! Das wiederum merkt man deutlich!

 

Ich selbst bin ab und an in anderen Bundestaaten unterwegs und ich versuche mich selbst mit Nachrichten und Magazinen auf dem Laufenden zu halten. Ein Phänomen hier, das auch in Europa seines gleichen finden wird, ist das Phänomen Bernie Sanders. Über die Jugend in den Vereinigten Staaten wurde wie in Europa über Jahre hinwegentschieden. Ihre Zukunft wurde außer Acht gelassen, nur um die Gegenwart für die Generationen an der Macht zu verschönern. Die Jugend in den USA muss jetzt dafür bezahlen. Sei es durch viel zu hohe Studiengebühren oder hohe Jugendarbeitslosigkeit. Die Jugend ist verärgert darüber – Bernie Sanders gibt ihnen wieder eine Perspektive. Er fasziniert die Jugend und hat hier eine Art „Revolution“ ausgelöst. Er fokussiert die Zukunft, so wie die Jugend. Ich vermute, dieser Trend kommt auch nach Europa. In europäischen Ländern, auch Deutschland, wurde der Jugend eine gewisse Perspektive genommen. Auch dort möchten die jungen Leute entscheiden, wie es für sie aussehen wird, wenn sie einmal die Verantwortung haben.

Einige von Euch dürften mich schon kennen. Mein Name ist Philip Sloma, ich bin 16 Jahre alt, gehe auf das VHG und bin Redakteur der VäHiG.
Normalerweise wäre ich dieses Jahr in der 10. Klasse am VHG. Ich bin zwar in der zehnten Klasse, doch nicht am VHG, sondern an der Westerville North High School, nahe Columbus, Ohio. Ich habe nicht die Schule gewechselt, nämlich mache ich gerade ein Auslandsjahr in den USA. Ein Auslandsjahr - was darf man sich darunter vorstellen? Ein Auslandsjahr findet seinen Sinn darin, dass man eine längere Zeit in einem fremden Land lebt und sich in die dortige Kultur integriert, aber auch einen Kulturaustausch anregt, indem man dort seine eigene Kultur den Ortsansässigen vermittelt. Da ich mit dem Parlamentarischen-Patenschaftsprogramm des Deutschen Bundestages und des US-Kongresses, kurz PPP, für die vorgesehenen zehn Monate in den USA bin, kommen gewisse Verpflichtungen hinzu. Denn das PPP ist ein Stipendium für politisch Interessierte aus Deutschland und den Vereinigten Staaten, die nach ihrer Nominierung als Junior-Botschafter ihres Landes ins jeweils andere Land geschickt werden. Diese hinzukommenden Verpflichtungen dienen dazu, sein Heimatland gut zu repräsentieren, z.B. nehmen wir regelmäßig an sozialen Aktivitäten teil. So halfen wir Anfang Dezember sozial schwachen Familien, indem wir Pakete mit benötigten Materialien vorbereiteten und später auslieferten. Das Programm soll die Beziehungen zwischen den USA und Deutschland durch das Ermitteln von kulturellen Unterschieden, aber auch Gemeinsamkeiten, festigen.
Die Aktivitäten als auch die Erstauswahl wird von einer Austauschorganisation durchgeführt. In meinem Fall ist das AFS Interkulturelle Begegnungen e.V.. An erster Stelle im Programm steht die Bewerbung, die man natürlich selbst abschicken muss. Ich persönlich bin in unserer Schule auf das PPP aufmerksam geworden. Haltet mal nach einem Plakat mit der Freiheitsstatue Ausschau. Kleiner Tipp: Es befindet sich in der Aula. Anschließend wird man nach einiger formellen Dokumentarbeit auf ein Auswahlwochenende der Austauschorganisation eingeladen. Was bei der Auswahl und für das Programm zählt sind persönliche Werte, wie Disziplin, Selbständigkeit, Arbeitswille, politisches Interesse, Benehmen, soziale Fähigkeiten und natürlich von großer Bedeutung, die Fähigkeit zum interkulturellen Lernen und die damit verbundene Offenheit gegenüber anderen Kulturen. Schließt man das Auswahlwochenende erfolgreich ab, wird man womöglich vom lokalen Bundestagsabgeordneten auf ein Vorstellungsgespräch eingeladen. Zumindest hat das Herr Rainer, unser Bundestagsabgeordneter so gemacht. Jedem Bundestagsabgeordneten ist es nämlich selbst überlassen, wie er seine Wahl trifft; doch am Ende kann nur ein Kandidat pro Wahlkreis das Stipendium bekommen.
Wird man ausgewählt, so darf man zu einer Vorbereitungswoche in der Kultur- und Geschichtsstadt Weimar. Dort wird man bestens informiert auf was es im kommenden Auslandsjahr zu achten und zu tun gibt. Da das PPP ein Vollstipendium ist, sind Reise- und Programmkosten komplett gedeckt. Allerdings bekommt die Gastfamilie keinen Cent. Eine Bezahlung der Gastfamilie würde die interkulturelle Erfahrung beider Seiten gefährden.

 

Mittlerer Weile bin ich seit fast fünf Monaten in Amerika und ich kann euch sagen, es war definitiv keine Fehlentscheidung am Programm teilzunehmen. Ich bin hier super integriert, mache viele neue Erfahrungen, lerne interessante Menschen kennen und poliere ganz nebenbei mein Englisch auf.
Und das Schönste von allem: ich lebe meinen Traum. Die von euch, die mich kennen, wissen, dass ich ziemlich Amerika-verrückt bin.
So war es schon ein unbeschreiblich magisches Gefühl, als das Flugzeug aus Frankfurt a. M., prallgefüllt mit Austauschschülern, bei der Landung am New Yorker JFK Erstkontakt mit amerikanischem Boden hatte. Die Krönung des ersten Tages war der Weiterflug nach Columbus, Ohio, bei dessen Start sich uns ein Atemberaubender Blick über das in der Abendsonne versinkende Manhattan bot.
Das erste Aufeinandertreffen mit meiner Gastfamilie war richtig toll! Sie haben mir sogar ein Willkommensschild gebastelt! Mittlerweile ist meine Gastfamile wie eine zweite Familie für mich geworden! Man wächst eben über die Zeit richtig zusammen.
Das Schulsystem stellt allerdings eine Differenz dar. So ist alles nach Punkten die man durch Tests, Stegreifaufgaben, Hausaufgaben und Examen erhält, ausgerichtet. Daraus werden am Ende eines Semesters Prozentzahlen errechnet, die in Buchstabennoten von A-F(A am besten, F am schlechtesten) transferiert werden.
Diese Semesternoten werden dann zu einer Jahresnote zusammenaddiert, ähnlich wie bei uns. Doch der Kernunterschied zwischen deutschen und US-amerikanischen Schulen ist der "School-Spirit", welcher in Deutschland als solcher nicht existiert. So kennen wir es am VHG, dass man sich gelegentlich Kleidung mit dem Schullogo anlegt. Das gibt es hier auch, doch wird das in einem größeren Ausmaß betrieben. Das hängt auch damit zusammen, dass der School Spirit für das Anspornen der Schulteams benötigt wird. In Deutschland gibt es kaum Schulteams in den verschiedenen Sportarten. Ich z.B., bin im Schwimmteam meiner High School. In den Teams gibt es einen fantastischen Zusammenhalt! Man unterstützt sich gegenseitig, man hat gemeinsame Ziele, man ist freundlich zueinander und am wichtigsten: man respektiert sich untereinander und auch seine Gegner!
Abgesehen vom ersten Tag habe ich in diesen fünf Monaten natürlich einiges erlebt!
Da wird man als Austauschschüler öfter mal nach Heimweh gefragt. Das habe ich nicht. Natürlich wäre es manchmal schön mit seiner Familie oder Freunden zu Hause Zeit zu verbringen, aber kann man das nicht Heimweh nennen. Ich sehe mich durchaus nach bayerischen Schmankerln wie Weißwürsten oder Schweinebraten. Hier gibt es schließlich kein Mittagessen, wie wir es kennen. Was jedoch alle deutschen Austauschschüler in den USA verbindet ist die Sehnsucht nach Schwarzbrot.
Allerdings bin ich hier so gut integriert das ich bisher kein Heimweh bekommen habe.
Ein Highlight in diesen fünf Monaten war ein Ausflug nach Washington D.C.! Für mich als politisch und historisch Interessierten war das selbstverständlich ein fantastisches Erlebnis, all das, was man nahezu täglich in den Nachrichten sieht, in Echt zu sehen. Was mir allerdings aufgefallen ist und worüber ich sehr überrascht war, ist der Fakt, dass in München und Berlin definitiv mehr Hektik das Stadtleben beherrscht. Washington schien im Gegensatz dazu wie ein ruhiges Plätzchen. Ehrenvoll für meine Austauschülergruppe war die Teilnahme an einer Gedenkkranzlegungszeremonie
am Grab des Unbekannten Soldaten am nationalen Ehrenfriedhof in Arlington, wo Nationalhelden und ehrenvolle Personen begraben sind. So fand z. B. John. F. Kennedy hier seine letzte Ruhestätte.
Die Zeremonie war sehr andachtsvoll und definitiv beeindruckend. Die Wache haltenden Offiziere hatten eine sehr disziplinierte Dienstvorschrift!
Nun war Weihnachten, was sich durchaus von der Deutschen Art und Weise Weihnachten zu feiern unterscheidet. Wir feiern Weihnachten hauptsächlich am Heiligabend und öffnen unsere Geschenke bereits zu diesem Zeitpunkt. In den USA öffnet man seine Geschenke am Morgen des 25. Dezember und die Weihnachtsfeier findet auch erst am 25. statt.
Zwar gibt es hier viel mehr Geschenke, doch legen Amerikaner viel Wert auf bleibende Erinnerungen an Weihnachten. Auch meint man in Deutschland, Amerikaner dekorieren unnötig verschwenderisch, allerdings habe ich das hier nicht so erlebt.
Wer von euch schon einmal über einen längeren Zeitraum im Ausland war, wird mir möglicherweise Rechtgeben, dass man sein eigenes Land durchaus erst richtig kennenlernt, wenn man lange und weit davon weg ist. Ich habe im Zuge meines Programmes zahlreiche Präsentationen über Deutschland vor Amerikanern gehalten. Dabei wollte ich ihnen einige Themenbereiche nahe bringen, welche auch die deutsche Gesellschaft bewegen. An diesem Punkt denkt man nach warum manche Dinge in Deutschland so sind, wie sie sind. Man versteht manche Abläufe einfach besser. Man will sie ja schließlich repräsentativ weitergeben. Außerdem sieht man, wie Bürger anderer Nationen unser Land und dessen Werte betrachten. Soweit ich das beobachten kann hat Deutschland ein sehr positives Bild in der Welt und ich finde wir sollten stolz darauf sein!

Weihnachten und Silvester in den USA

Weihnachten und Silvester in den USA

Lichterketten ohne Ende, viel Schnickschnack in den Straßen, übermäßig dekorierte Innenausstattungen und tonnenweise Geschenke unter dem Weihnachtsbaum - das ist die Vorstellung, die wir Deutsche uns von der amerikanischen Weihnacht machen. Diese Vorstellung hatte ich auch, doch war ich überrascht, als ich eines besseren belehrt wurde. Die Häuser hier hatten genauso viele Lichterketten, wie man es von der durchschnittlichen deutschen Siedlung kennt. Dekoriert wurde in meiner Nachbarschaft auch nicht in einem übertriebenem Maße. Interessant zu wissen ist, dass man hier Ornamente mit Portraits oder Schriftzügen, welche einen persönlichen Wert für einen darstellen an den Weihnachtsbaum hängt. Kugeln oder Lametta sind nicht so im Trend. Was allerdings stimmt, sind die Tonnen von Geschenken. Zu Weihnachten war nahezu die gesamte Verwandtschaft meiner Gastfamilie bei uns zu Besuch. Nebenbei: Weihnachten wird in den USA erst am 25. Dezember gefeiert, der 24. ist hier nicht sonderlich von Bedeutung.
Die Geschenke häuften sich im Wohnzimmer. Ich habe auch so manches tolles Geschenk bekommen.
Weil so viele Geschenke in Aufwand gebracht werden, möchte man meinen das die persönlichen Werte in den Hintergrund gestellt werden - dem ist nicht so. Wie ich beobachten konnte, haben die Amerikaner trotz der zahlreichen Geschenke, viel Wert auf das Zusammensein gelegt. Die meisten Gäste meiner Gastfamilie z. B. waren aus anderen Bundesstaaten angereist, was oftmals stunden- bzw. tagelange Autofahrten bedeutet. Also sieht man sich nicht so oft, weshalb man die Zeit miteinander genießen will.

 

Silvester war bescheiden. Während in Deutschland schon das Jahr 2016 begonnen hatte, saßen ich und meine Gastfamilie zu Hause und schauten uns Filme an und spielten Gesellschaftsspiele bis es sechs Stunden, nachdem in Deutschland das neue Jahr begonnen hatte, es nun auch hier hieß: "Happy New Year!" Von Raketen oder Böllern waren in meiner Gegend weit und breit nichts zu sehen oder zu hören. Sobald das neue Jahr begonnen hat singt man in den USA traditionell Lieder, die einem Glück und Freundschaft im neuen Jahr bescheren sollen. Am Neujahrstag isst man Gerichte mit Sauerkraut, da dies angeblich Glück für das soeben begonnene Jahr bringen soll.

Washington D.C. – Ein beeindruckendes Erlebnis

Washington D.C. – dieser Stadtname dürfte jedem auf dieser Welt etwas bedeuten. Washington D.C, die vermutlich mächtigste Stadt der Welt. Hauptstadt der Vereinigten Staaten von Amerika, Sitz der US-Ministerien und Staatsinstitutionen und Stadt der Museen.

Ich hatte vor einiger Zeit die Möglichkeit, mit dem lokalen AFS-Komitee und anderen Austauschschülern einen Ausflug nach Washington D.C. zu unternehmen. Es hat sich definitiv gelohnt, dabei zu sein!

 

Tag 1:

Am frühen Morgen geht es endlich los! Das wochenlange Warten hat ein Ende. Von Westerville, nördlich von Columbus, starten wir Richtung „Southern Ohio“. Nach einer einstündigen Autofahrt erreichen wir Circleville, wo jedes Jahr im Spätherbst die größte und faszinierendste „Pumpkin-Show“ der Welt, zu Deutsch: „Kürbis-Show“, abgehalten wird. Obwohl sie das Wort Show im Namen trägt, ist die „Pumpkin-Show“ ein Festival. Alles im Sinne des Kürbis versteht sich. So sind die Straßen und Häuser mit Kürbissen und dessen Farben geschmückt. Tausende Vergnügen sich an den zahlreichen Ständen. Attraktionen waren reichlich geboten: die Kür des größten Kürbis der Welt, das zur Schau stellen des größten Kürbiskuchen der Welt und zahlreiche Kürbisaktivitäten, an denen man teilnehmen konnte. Zur zwischenzeitlichen Stärkung kann man erneut zwischen Kürbis und Kürbis wählen, soll heißen: so ziemlich alles was essbar ist, wurde mit Kürbisgeschmack versehen. Ich gönnte mir einen Kürbis-Burger, Kürbis-Sauerkraut, Kürbiskuchen, Kürbiszuckerwatte und zu guter Letzt einen Kürbis-Milchshake. Das war auch bitter nötig, schließlich waren wir als Austauschschüler ganz schön im Programm der Show eingespannt. Teil des Festaktes ist ein Umzug durch das Zentrum des beschaulichen Circleville. Unsere Austauschorganisation AFS hatte einen eigenen Wagen für diesem Umzug angemeldet. Also bereiteten wir den Wagen für den Umzug vor, bis wir schließlich, winkend auf dem Wagen sitzend, unsere Tour durch die Menschenmassen machten. Was wir nicht wussten: der Umzug wurde live im Fernsehen über die gesamte Nation ausgestrahlt! Leider sind wir dadurch nicht berühmt geworden, doch hatten wir an diesem Tage jede Menge Spaß!

Es folgte eine zweistündige Autofahrt nach Parkersburg in West Virginia, wo wir Nachtquartier bezogen. Während des Einschlafens, stand uns noch immer der Geruch von Kürbis in unseren Nasen.

 

Tag 2:

Schon als ich aufwachte war mir bewusst, dass dies wohl einer der aufregendsten Tage meines Lebens wird. Washington D.C. – ein großer Traum wird heute in Erfüllung gehen! Ohne Kürbisgeruch durchquerten wir, während einer langwierigen Autofahrt, die Bundesstaaten West Virginia und Maryland und bezwangen ganz nebenbei die Appalachen und erreichten die Gegend um Washington D.C.. Da unser Hotel auf der Virginia-Seite des Potomac Rivers liegt, machten wir einen kleinen Abstecher dorthin. Auf dem Weg sahen wir die ersten Wahrzeichen, die man sonst nur aus den Nachrichten kennt, wie das Pentagon (US-Verteidigungsministerium), das Air-Force-Memorial und aus der Ferne die Spitzen des Kapitols und des Washington Monuments. Die Metro erleichterte uns schließlich den Weg in die Innenstadt, wo wir uns Fahrräder ausliehen, um Washington D.C. effektiver erkunden zu können. An diesem ersten Tag in der US-Hauptstadt widmeten wir unsere Aufmerksamkeit hauptsächlich signifikanten Denkmälern. Das Lincoln Memorial ist ein faszinierendes Denkmal. Es ist dem ehemaligen US-Präsidenten Abraham Lincoln gewidmet, welcher eine herausragende Rolle im Kampf gegen die Sklaverei in den Südstaaten und zur Zeit des Bürgerkrieges gespielt hat. Auch waren wir am Denkmal des Korea- und des Vietnamkrieges. Beide strahlten eine Atmosphäre des Respekts aus, Respekt vor den Gefallenen und Verwundeten der beiden Kriege und auch denen gegenüber, die dort unter Todesangst kämpfen mussten!

Tag 3:

An diesem Tag ging es zur höchsten Spitze Washingtons und das im wörtlichen Sinne. Das Washington Memorial ist der berühmte Obelisk in der Mitte des Regierungsviertel, den man manchmal in den Nachrichten sehen kann. Es ist das höchste Gebäude Washingtons und ist dem ersten Präsidenten der Vereinigten Staaten und Kommandeur der amerikanischen Milizen im Revolutionskrieg George Washington gewidmet. Mit dem Aufzug ging es zur Spitze, wo sich uns ein atemberaubender Ausblick über die US-Hauptstadt bot. Danach bekamen wir bei einem Rundgang durch das Zentrum Washingtons, das Weiße Haus zu Gesicht. Fantastisch! Das Weiße Haus in Echt zu sehen, war einfach großartig! Anschließend machten wir uns auf in das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte, ins weltweit bekannte Holocaust Museum. Ein sehr beeindruckender Ort, welcher den Holocaust gut veranschaulicht und dessen Schrecken aufzeigt! Anschließend waren wir in zahlreichen Smithsonian-Institute Museen, unter anderem im Museum, welches Schauplatz für die „Nachts im Museum“ Filme war.  An diesem Tag habe ich festgestellt, dass Washington D.C. im Gegensatz zur Bundeshauptstadt Berlin und unserer Landeshauptstadt München ziemlich ruhig ist. In Berlin und München herrscht wesentlich mehr Verkehr und Hektik. Man mag das nicht unbedingt von der US-Hauptstadt erwarten, allerdings ist das die Tatsache, doch auch ich war überrascht!

Tag 4:

Der Tag der Abreise ist gekommen, doch zuvor haben wir noch einen Termin und zwar auf dem Arlington Friedhof, auf welchem Kriegshelden und Soldaten der USA und so manche bedeutende Persönlichkeit, wie John F. Kennedy, ihre letzte Ruhestätte fanden. Wir nahmen dort an einer Gedenkkranzlegungszeremonie am Grab des Unbekannten Soldaten teil. Der Ablauf der Zeremonie war sehr diszipliniert! Wir mussten formelle Kleidung tragen, welche harten Vorschriften unterlag. Die Wachsoldaten folgten einer sehr strengen Dienstvorschrift. Die Zeremonie hatte einen genau festgelegten Ablauf. Auch wir hatten Plätze, an welchen wir zu sein hatten. Die gesamte Zeremonie war sehr eindrucksvoll! Respekt spielte auch hier definitiv eine Rolle. Respekt vor allen, die für die Werte der Vereinigten Staaten und für die Freiheit von Millionen von Menschen auf der Welt in Kriege und Krisen gegangen sind und unter Einsatz ihres eigenen Lebens und ihrer eigenen Gesundheit gekämpft haben und vor denen, die ihre Gesundheit für immer verloren oder ihr Leben gelassen haben! Diesen Eindruck habe ich ebenfalls bei den anderen Denkmälern in Washington D.C. gehabt!

Thanksgiving 2015

Am 26. November war Thanksgiving. Ein wichtiges Fest für die Amerikaner. Es ist ein Fest der Dankbarkeit. Diese Dankbarkeit sollte man in seinem Alltag umsetzen – einfach mal seinen Mitmenschen für ihre Unterstützung und andere Dinge, die sie Tag für Tag für einen leisten, danken! Thanksgiving hat seinen Ursprung in der Zeit der Pilgerväter, als sich die ersten Nordeuropäer in Nordamerika niederließen. Die Pilgerväter flohen damals vor der Verfolgung in ihrer Heimat Großbritannien in das heutige Massachusetts. Es war nicht einfach für sie in der neuen Heimat Fuß zu fassen. Einige der ersten, welche dort ankamen, sind vermutlich kurz nach ihrer Ankunft in der Neuen Welt gestorben. Krankheiten, ihnen bis dato unbekannte Gefahren und die zahlreichen ertraglosen Ernten waren die Ursachen. Zur Hilfe kamen ihnen schließlich die ansässigen Ureinwohner. Sie zeigten den Pilgervätern, wie man sich auf dem Neuen Kontinent durchschlägt, was letztendlich ihr Überleben sicherte. Dafür wollten die Pilgerväter den Indianern ein Zeichen des Dankes setzen und etablierten deshalb ein Fest des Dankes, das jedes Jahr am vierten Donnerstag im November zelebriert wird: „Thanksgiving“. Zwar zeigten sich die weißen Siedler in der darauffolgenden Zeit nicht sonderlich dankbar, doch hat sich die Tradition des „Thanksgiving“ bis heute gehalten.
Schüler bekommen ca. eine Woche Ferien, viele Arbeitnehmer haben frei und über die Nation verstreute Familienteile kommen zusammen, um gemeinsam „Thanksgiving“ zu feiern. Ein ausgezeichneter Truthahn und allerlei Köstlichkeiten gehören dazu. Man schaut gemeinsam traditionell Football und Thanksgivingparaden und kommt ins Gespräch.

Bei der Thanksgiving-Feier meiner Gastfamilie war dies für mich die perfekte Möglichkeit, mir ein paar Meinungen einzuholen. So waren dort die bevorstehende Präsidentenwahl und die islamistischen Terroranschläge der letzten Zeit die dominierenden Themen. Wie ich auch außerhalb der Familie feststellen konnte sind sehr viele US-Amerikaner, unabhängig, welcher Partei sie angehören, der Meinung, dass die Vereinigten Staaten mehr Handlungsfähigkeit in Bezug auf ihre Grundwerte an den Tag legen sollten. Sie sind es müde im Wahlkampf der Präsidentenwahl alles Mögliche versprochen zu werden, wovon später nicht viel eingehalten wird. Die Amerikaner wünschen sich eine entschlossenere Regierung, denn die zermürbenden Debatten im Kongress lähmen den Fortschritt im Land. Wirtschaftliche und soziale Probleme sind durch die ständigen Machtspiele in den Regierungsinstitutionen nicht gelöst worden. Die Unzufriedenheit der Bürger, über welche politischen Themen auch immer, wird Stützpfeiler für den Wahlkampf aller Kandidaten werden. Meine Prognose: es wird spannend im kommenden Jahr!

Die Angst vor dem Terror ist hier in den USA allgegenwärtig! Seit den Anschlägen vom 11. September die ihrem eigenen Land galten, sind die Amerikaner sehr, sehr vorsichtig und sicherheitsbetont! Durch die grausamen Anschläge in Paris und im Mittleren Osten am 13. November und dem jüngsten, kürzlich als islamistischen Terrorakt erwiesenen, Anschlag in San Bernardino, Kalifornien, hat sich das alltägliche Leben hier keineswegs verändert. Die Amerikaner gehen ihren Erledigungen und Freizeitaktivitäten genauso nach, wie eh und je, doch zentralisieren die Medien das Thema hier sehr. Nach den Anschlägen zeigten die US-Bürger hohe Anteilnahme und Mitgefühl für die Trauernden und Betroffenen der Anschläge. Dies hat eine große Diskussion im Lande angestoßen! Wie nun umgehen mit der neuen Terrorgefahr? Wie verfahren in der Flüchtlingskrise? Wie soll nun die Haltung gegenüber dem Islam sein? Auf die letzte Frage gibt es eine klare Antwort! Nicht wie Donald Trump es sich vorstellt! Die breite Mehrheit der Amerikaner lehnt die Haltung in Trumps letzter Aussage, welche den Islam und vor allem Moslems grundsätzlich als Feinde Amerikas einstuft, grundsätzlich ab. Das sei unamerikanisch und verstoße gegen demokratische und im höchsten Grade gegen moralische Prinzipien! Allerdings hat die Skepsis gegenüber Flüchtlingen aus überwiegend muslimisch geprägten Gebieten zugenommen! Man stuft die Gefahr, dass Terroristen, getarnt als Flüchtlinge, ins Land einreisen könnten und Terroranschläge in den USA verüben, als äußerst hoch ein!
All das wird hier scharf diskutiert, Tag für Tag, rund um die Uhr.

Blogbeitrag vom 22. Oktober 2015

German Village, Hoffbräu Schnitzel, Sauerkraut-Bratwurst Balls und Co. – Deutsche Kultur in den USA

German Village, Hoffbräu Schnitzel, Sauerkraut-Bratwurst Balls und Co. – Deutsche Kultur in den USA

 

Deutsche Woche für mich – Deutschland-Präsentation und Oktoberfest in German Village

 

Mittwoch, 14.10.2015:

An amerikanischen High Schools gibt keine konkreten Pausen oder Mittagspausen. Jeder Schüler bekommt eine „Lunch-Period“ für das Mittagessen zur Verfügung gestellt. An meiner High School gibt es drei „Lunch-Periods“ Da jede einzelne ca. 45 Minuten dauert und sie aufeinanderfolgen, habe ich mich in meine Lederhose und Tracht geschmissen und einen Informationsstand aufgebaut. Denn das ist eine perfekte Gelegenheit, meinen amerikanischen Mitschülern und Lehrern Wissen über unser Land zu vermitteln. Mein Info-Stand war mit reichlich Wissenswertem über Deutschland und Bayern versehen, als „Beilage“ servierte ich Süßigkeiten direkt aus Deutschland. Beigleitet wurde das Ganze von deutscher Musik. Erstaunlich viele Schüler ließen ihr Mittagessen stehen und sammelten sich um meinen Tisch – zumal ich in meiner Tracht doch sehr aus der Menge hervorstach. Ich hielt für die wissbegierigen Gemüter zunächst eine Präsentation bevor ich die Süßigkeiten verteilte und Fragen beantwortete. Aufgrund des großen Interesses an diesem Tag führte ich auch sehr viele interessante Gespräche! Klar, musste ich erstmal mit gewissen Stereotypen aufräumen, doch gab es erstaunlich viele Schüler, welche sich zuvor schon einmal mit Deutschland beschäftigt haben. Sie sprachen einige Themen an, die mit Deutschland in Verbindung gebracht werden. Das am häufigsten angesprochene Thema: Die aktuelle Flüchtlingskriese! Man muss erwähnen, dass es hier in den US-Medien sehr groß geschrieben wird, dass Deutschland so große Anzahlen an Flüchtlingen aufnimmt. Die Amerikaner wissen diese Leistung sehr zu schätzen! Sie meinen, wir seien mit unserer Weltoffenheit und der damit verbunden Leistung in der Flüchtlingskriese ein großes Vorbild für zahlreiche andere Länder auf dieser Welt! Sie meinen, wir haben es mehr als verdient, stolz auf uns und unser Land zu sein! Und als mir das mehrere Amerikaner hintereinander gesagt haben, war ich schon ziemlich stolz auf uns und Deutschland!

 

Samstag, 17.10.2015:

Der Morgen begann wie der Mittwochmorgen: Erstmal wieder in die Tracht schlüpfen! Denn Samstag war Oktoberfest in German Village, einem Stadtteil von Columbus, Ohio, der ursprünglich von deutschen Einwanderern gegründet würde. Noch heute betreiben dort deutschstämmige Familien Restaurants, Geschäfte, Bäckereien, etc.. Und an diesem ganz besonderen Tag hatten eben alle nennenswerten Lokalitäten geöffnet. So haben meine Gasfamilie, ich und ein anderer Austauschschüler aus Deutschland ein deutsches Restaurant namens „Schmidt`s“ besucht. Mein Hoffbräu Schnitzel lag nah am bayerischen Original. Als deutsche Tradition ausgeschildert waren sogenannte „Sauerkraut-Bratwurst Balls“, was Sie freilich nicht sind, doch war die Rezeptur ausgezeichnet! Es ist eben eine amerikanisierte Version deutscher Essenskultur. Anschließend stöberten wir durch urige Geschäfte, kosteten süße Leckereien und fanden „The Book Loft“, einer der wunderbarsten Buchläden, die ich je gesehen habe. Auf 32 dichtgeschachtelten Räumen gab es Bücher, Bücher, Bücher, und nochmals Bücher, welche diesen bestimmten Bücherduft verbreiteten von dem ich mich als Leseratte nur schwer zu trennen vermochte! Bücher in deutscher Sprache gab es bis auf vereinzelte Deutschland-Reiseführer keine. Nichtsdestotrotz war die „Book Loft“ mit deutschen Dekorationen, Schildern und Fahnen ausgestattet. Um das Oktoberfest angemessen abzurunden, suchten wir die bayerische Bäckerei „Jürgen`s“ auf und genossen einen echten Bienenstich nach bayerischer Rezeptur. Letztendlich haben wir noch echtes Schwarzbrot und Teewurst gekauft. So manch einer, der vielleicht noch von seinen Eltern förmlich gezwungen wird, Schwarzbrot zu essen, möchte durchaus meinen, Amerika sei der Himmel auf Erden. Weißbrot, Toast, Burger, …. Doch dem ist nicht so! Nach zwei Monaten in den USA sehnt man sich nicht wirklich nach etwas, außer Schwarzbrot! Das kann ich bestätigen! Darum bin ich jetzt dementsprechend froh, dass wir nun häufiger Schwarzbrot mit Teewurstaufstrich zu Abend genießen können!
Noch eine Frage zum Schluss: Könnt ihr euch ein Oktoberfest ohne Lederhosen vorstellen? Nein, ich auch nicht! Aber am Samstag war ich tatsächlich der Einzige, der eine Lederhose getragen hat! Dementsprechend bin ich auch dort aufgefallen! Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie erstaunt die Leute mich angesehen haben!

Blogbeitrag vom 7. September 2015

Am Freitag war wieder einmal ein Football-Spiel unserer Schulmannschaft. Jetzt in der Herbstsaison ist jeden Freitag ein Spiel. Leider haben wir die ersten beiden Spiele verloren und müssen nun um die Teilnahme an den Playoffs fürchten! Doch bei Football-Spielen geht es nicht wirklich ums gewinnen! Wie ich in meinem letzten Blogbeitrag schon erwähnt habe, geht es hier in erster Hinsicht um den „School-Spirit“. Ich möchte in diesem Eintrag näher darauf eingehen was der „School-Spirit“ überhaupt ist und wie das Schulsystem hier funktioniert.

Donnerstag, 03.09., 09.02 Uhr, Advisory-Klasse: Das Thema für das morgige Football-Spiel wird bekanntgegeben: Neon! Freude bricht aus, denn dieses Thema eignet sich hervorragend, um durchzudrehen! Denn das heißt, jeder sollte sich möglichst in Neon kleiden, schminken, mit Accessoires in Neon schmücken, …, um die Schulmannschaft zu unterstützen! Weil es Spaß macht und jedermann hofft, dass der Abend für unsere Schule siegreich ist, „verneont“ sich auch jeder! Und wegen dem „School-Spirit“, dem „Schul-Geist“ natürlich. Was ist der „School-Spirit eigentlich? Ich würde ihn eine Art Schulpatriotismus nennen. Das bedeutet, die Schülerinnen und Schüler sind stolz auf ihre Schule, auf alle Sportteams und Clubs, auf ihre Lehrer und in erster Linie auf sich selbst! Das schafft ein einzigartiges Gefühl der Gemeinschaft! Und das zeigt sich bei Events, wie Sport-Events (hauptsächlich Football), Events, die von den Schul-Clubs ausgerichtet werden (z.B.: Theateraufführung, Konzerte, Musicals,…) oder allgemeine Schulevents (Homecoming, Prom, …). Bei Sportveranstaltungen gibt es eben ein Thema, welches jede Woche variiert. Da kleiden sich die Leute kräftig ein! So haben sich mein Gastbruder und ich entschieden, das Thema richtig ernstzunehmen. Das Foto dürfte alles sagen! So sind wir nämlich von früh bis spät aufgetreten. Wir haben dafür sogar Punkte vom Schulleiter persönlich für einen schulinternen Wettbewerb erhalten, der dem großartigsten Schulpatrioten einen Preis verspricht!
Den Höhepunkt der Woche stellt selbstverständlich das Footballspiel selbst dar. Denn dort ist wirklich die ganze Schülerschaft im „School-Spirit“ gefangen! Man trifft sich und man genießt das Spiel, die Show des Schulorchesters in der Pause, die Atmosphäre im Allgemeinen und das Essen!
Im regulären Alltag zeigt man seinen Schulpatriotimus gewöhnlich durch Schulkleidung.

Das Schulsystem und der Schulalltag ist sehr unterschiedlich zu unserem Schulsystem! Es fängt schon damit an, dass man sich die Fächer und die Schwierigkeitsstufen frei aussuchen kann. Natürlich gibt es gewisse Vorgaben, doch kommt man sich am ersten Schultag eher wie in einem Süßwarenladen vor. Allerdings gibt es keine Klassen, wie wir sie kennen – eine Klasse die nahezu jedes Fach gemeinsam hat – da jeder Schüler einen komplett individuellen Stundenplan hat! Deshalb muss jeder Schüler nach jeder Stunde den Raum wechseln, denn jeder Lehrer unterrichtet aufgrund dieses Systems nur ein Fach und hat deshalb nur einen ganz bestimmten Raum in dem er unterrichtet.
Das Notensystem basiert auf Punkten. Je nachdem, wie viele Punkte man am Ende des Jahres gesammelt hat, wird auch die Endnote in einem Fach ermittelt. Punkte sammelt man mit großen Prüfungen, kleinen Tests, Mitarbeit bzw. Projektarbeit, Hausaufgaben und Zusatzaufgaben.
Das Schulsystem wird vom jeweiligen Schuldistrikt vorgegeben. Meine Stadt hat so zum Beispiel ihr eigenes Schulsystem. Gewisse Richtlinien werden jedoch auch vom Staat und vom jeweiligen Bundesstaat gestellt.

Blogbeitrag vom 13. August 2015

Donnerstag, 13.08.2015:

Nach ca. zehn Stunden in der Luft landete der Flug LH 400 aus Frankfurt am Main am New Yorker JFK. Am Flughafen habe ich noch nicht so wirklich realisiert, dass ich mich in den USA befinde. Erst nach der lang andauernden Einreise, als ich mich auf dem Weg vom JFK zum LaGuardia Airport befand kam es mir langsam in den Sinn. Der Anblick der Straßen und Wohnviertel war wie im Film! Ein noch fantastischerer Anblick bot sich mir, als meine zweite Maschine an diesem Tag, im Licht des Sonnenuntergangs über Manhattan schwebend, ihrem Weg nach Columbus nahm – atemberaubend!!!

In Columbus angekommen wurde ich vom meiner Gastfamilie mit Freuden empfangen, wie man auf dem Foto sehen kann. Sie haben extra ein Willkommensschild für mich gebastelt! Danach brachten sie mich gleich noch in ein Burger-Haus in dem ich meinen ersten Bacon-Burger in Amerika genießen durfte. Anschließend sind wir in einen „kleinen“ Supermarkt gegangen, um ein paar Erledigungen zu machen. Doch von „klein“ war hier in keinster Weise die Rede! Dort gibt es sogar Ärzte – im Supermarkt! Und, na klar: alles ist größer! Das ist auch mein erster Gesamteindruck von den Vereinigten Staaten.

Die nächsten Tage habe ich mich ein bisschen in meine Gastfamilie eingelebt und die Nachbarschaft kennengelernt. Was ich feststellen konnte: Alle sind hier sehr freundlich! Die Menschen hier zögern nicht einem die Hand zu geben oder einem Fragen über sich und Deutschland zu stellen! Ich weiß diese Offenheit sehr zu schätzen! Auch habe ich andere Austauschschüler, die ebenfalls mit der Austauschorganisation AFS Interkulturelle Begegnungen e.V. in meine Gegend gereist sind, getroffen und wir alle teilen dieselbe Faszination!

Zur amerikanischen Vorstadtidylle gehört sicherlich auch, alles was man braucht in der Nähe zu haben. Um Alltagsgegenstände sowie Kleidung zu kaufen, brauche ich bloß zwei Minuten mit dem Fahrrad zu fahren und ich bin beim nächsten Geschäft! Auch meinen Hobbys kann ich hier problemlos, wenn nicht sogar besser als zuhause nachgehen. So ist zum Beispiel die Bibliothek nur zehn Minuten mit dem Fahrrad entfernt! Mal schnell in der Bibliothek lesen gehen ist bei mir zuhause nicht möglich!

Es gab in der ersten Woche Probleme mich einzuschulen. Deshalb habe ich meiner Gastmutter, die eine gleichzeitig eine Tagesmutter ist, vormittags bei der Unterhaltung der Kinder geholfen. Aber letztlich hat es mit der Schule dann doch geklappt und ich konnte meine Fächerwahl treffen. Man muss wissen, dass man in Amerika eine große Freiheit hat, wenn man seine Fächer wählt. Was mir sehr gut gefällt ist der „School Spirit“!

So war ich letzten Freitag bei einem Football-Spiel unserer Schulmannschaft im Football und was soll ich sagen – das war ein Fest! In dem kleinen schuleigenen Stadion fand ein fantastisches Spiel, umschmückt mit schrillen Shows, statt! Leider haben wir das Spiel verloren, aber es waren einfach alle da und die Stimmung war einfach zu gut um enttäuscht zu sein!

Tja, nun bin zweieinhalb Wochen hier und ich kann nur sagen: Amerika ist klasse!